Die Prophezeiung erfüllt sich

Januar 27, 2025

Von Nico Reinecke als „der eigentliche Tabellenführer“ tituliert, reisten die Roten Raben Vilsbiburg am Samstag nach Flacht. Nach der Partie stand fest, dass jener eigentliche Tabellenführer nun auch wirklich die Tabellenspitze übernommen hat. Zum Leidwesen der Blaubären.

 

Flacht will wieder punkten

Der Bundesliga-Absteiger war erstmals im Heckengäu zu Gast. Nachdem die Flachter Blaubären im vergangenen Herbst ihre erste Reise zu den Raben angetreten hatten, stand am Samstag das Rückspiel in der 2. Bundesliga Pro auf dem Programm. Vilsbiburg hatte Flacht in der eigenen Halle mit 3:1 geschlagen, den Sieg jedoch von der Volleyball-Bundesliga aberkannt bekommen. Daher wollten die Bayern nun erstmals auch gegen die Blaubären punkten. Dem wollten sich die Blaubären natürlich entgegenstellen, in der prall gefüllten Heckengäusporthalle (89 % Hallenauslastung) wollte man dem Top-Team erneut Punkte abnehmen. Der Anfang misslang den Hausdamen jedoch.

 

Gegner präsentiert sich stark

Die ersten Punkte der Partie waren ein harter Kampf zwischen den Roten Raben und den blauen Bären. Der Favorit aus Niederbayern brauchte seine Zeit, um seiner Rolle gerecht zu werden. Flacht hielt den starken Gegner bis zum 4:4 in Schlagdistanz. Doch eine Serie von sechs Aufschlägen der Raben-Kapitänin Madleen Piest brachte dem Gast unmittelbar darauf eine komfortable Führung ein. Diesen Vorsprung gaben die Roten Raben schließlich auch nicht mehr aus der Hand. Flachts Aufbäumen kam zu spät, Vilsbiburg sicherte sich den Satzgewinn mit einem deutlichen 25:15. Das aus der Vorsaison bekannte Bild des verschlafenen ersten Satzes zeigte sich hier erneut. Man hatte also etwas gutzumachen.

 

Blaubären zeigen Gegenwehr

Dieses Vorhaben gingen die Blaubären im zweiten Satz mutig an, was erneut in einem starken Auftakt mündete. Wieder war das 4:4 die magische Marke, bis zu der Flacht mit Vilsbiburg Schritt halten konnte. Aber erneut zogen die Raben in der Folge des Satzes davon. Die erstligaerfahrenen Rabenspielerinnen stellten die Schwarz-Blauen mit schnellen Zuspielen und harten Angriffen vor mächtige Herausforderungen. Bis zum 16:16 konnte der TSV Flacht nochmals ausgleichen, musste den Gegner danach allerdings davonziehen lassen. Zwar konnten die Blaubären zwei Punkte mehr als im ersten Satz einfahren, aber der Satzgewinn war erneut dem Gast vorbehalten (25:17). Den ersten Punkt hatten die Gäste damit schon in der Hand, für die Blaubären war der dritte Satz schon die letzte Chance, sich noch etwas Zählbares zu sichern. Die Leistungssteigerung der Mannschaft machte Hoffnung.

 

Spiel entscheidet sich auf Messers Schneide

Satz drei brachte die Blaubären schließlich zur Entfaltung. Madleen Piest hatte vor dem Spiel vor einem „Höllenlärm“ in der Bärenhöhle gewarnt. Dieser Lärm war im Laufe der Partie immer lauter geworden und erreichte seinen Höhepunkt im dritten Satz. Beflügelt von ihren Fans schickten sich die Blaubären an, Vilsbiburg in akute Bedrängnis zu bringen. Die ersten Punkte hinkten die Gäste einer furiosen Mannschaft und Schwarz und Blau hinterher. Erstmals punktgleich mit den Flachtern waren die Raben beim 8:8. Trotz der spielerischen Stärke des Roten konnten die Hausdamen lange einen Vorsprung behaupten, teilweise setzte man sich auf vier Punkte ab. Doch die Auszeit der Gäste beim Stand von 22:20 für den TSV brachte die Wende für die Mannschaft aus Bayern. Vilsbiburg drehte das Spiel auf 23:22, Flacht glich erneut aus, doch beim ersten Matchball der Raben, der letzten Chance der Blaubären, blieb der Angriffsball von Chrissi Werner unglücklich an der Netzkante hängen und besiegelte die Niederlage für die Flachter Damen. Ein Misserfolg, der mit dem 0:3 am Ende deutlicher ausfiel, als es das Spiel widerspiegelte.

 

Starke MVP-Leistungen

Cayetana Lopez Rey, die spanische Außenangreiferin der Roten Raben, war für die Blaubären nur schwer zu verteidigen, mit 18 Punkten die erfolgreichste Akteurin auf dem Feld und wurde dafür von Nico Reinecke als beste Spielerin der Siegermannschaft gekürt. Mit ihrer 7. goldenen MVP-Auszeichnung zog sie damit an Frauke Neuhaus vorbei und ist nun die Spielerin mit den meisten Goldmedaillen in der laufenden Saison. Trotz der gegnerischen Überlegenheit stemmten sich die Blaubären immer wieder der starken Spanierin und ihren Mitspielerinnen entgegen. Besonders stark tat sich erneut Mittelblockerin Britta Schammer hervor, die vier Mal einen gegnerischen Angriff mit ihrem Block in einen eigenen Punkt verwandelte und die zweitmeisten Punkte für den TSV Flacht erzielte. Zur MVP kürte Alberto Chaparro allerdings eine andere. Zum dritten Mal in Folge verdiente sich Zuspielerin Julie Teso die Medaille in der Bärenhöhle. Aufopferungsvoll erlief die Nationalspielerin auch die schwierigsten Bälle, um ihre Mitspielerinnen im Angriff in Szene zu setzen. Ihre starke Spielgestaltung ließ die Blaubären lange an eine Wende im Spiel glauben. Für sie war der Einsatz natürlich anstrengend, wie die 4-malige MVP im Nachgang an die Partie betonte. „Wir haben versucht, um jeden Ball zu fighten“, äußerte Teso nach der Partie am Mikrofon. Vilsbiburg habe ihre Mannschaft enorm unter Druck gesetzt, man habe versucht dagegen zu halten, in manchen Situationen sei dies auch gelungen. Allzu lang wollte sich Teso an der Niederlage nicht aufhalten, sondern betonte, dass man am kommenden Samstag bereits die nächsten Punkte holen wolle.

 

Viel Bewegung in der Tabelle

Der Misserfolg der Blaubären sorgt in der Tabelle für einige Verschiebungen. Grund dafür liefern unter anderem auch die Spielerinnen der DSHS SnowTrex Köln. Zwei Heimspiele bestritten die Domstädter an diesem Wochenende. Gegen den VfL Oythe und NawaRo Straubing holte man fünf Punkte und schob sich damit an den Binder Blaubären in der Tabelle vorbei. Durch die Niederlage Straubings und die Spielpause der BayerVolleys aus Leverkusen bleiben die Blaubären, die auf Rang sechs abrutschen, allerdings in Schlagdistanz. Der neue Tabellendritte aus Köln hat zwei Spiele mehr absolviert als der TSV, jedoch nur vier Punkte Vorsprung. An der Tabellenspitze findet ebenfalls die vorläufige Wachablösung statt, Vilsbiburg klettert durch den Sieg auf Rang eins, hat jedoch ein Spiel mehr und nur einen Zähler Vorsprung auf die Skurios Volleys Borken. Für Flacht, das am kommenden Samstag beim Tabellenletzten in Freisen gastiert, gilt es, den Anschluss an die oberen Plätze nicht abreißen zu lassen und den von hinten nahenden VfL Oythe auf Distanz zu halten.

 

Text: Flemming Nave
Foto: Gerhard Heermann

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