Um Haaresbreite: Binder Blaubären Flacht verpassen Sieg im letzten Heimspiel

April 14, 2025

Vor ausverkaufter Halle war alles angerichtet für einen perfekten Heimspiel-Abschluss bei den Binder Blaubären Flacht.

 

Am Ende fehlte nur der spielerische Erfolg. Die Mannschaft vom scheidenden Cheftrainer Nico Reinecke spielte ein dauerhaft offenes Spiel gegen den Mitaufsteiger ETV Hamburg und unterlag denkbar knapp im Tiebreak mit 2:3.

 

Die Voraussetzungen stimmen

Das Rahmenprogramm in der Weissacher Bärenhöhle zeigte sich gewohnt spektakulär. Der Merchandise-Stand wartete zum Abschluss der Heim-Saison mit einem großen Schlussverkauf auf, der Fanclub „Blaubärbande“ hatte die gesamte Haupttribüne mittels kleiner Schwenkfahnen in die Vereins- und Teamfarben Schwarz-Weiß-Blau getaucht. DJ Alex G. war zur großen After-Game-Party geladen, auf der im Rahmen des Ergebnis-Tippspiels und der Ballpatenschafts-Aktion zur Förderung der Flachter Jugend mehrere Preise verlost wurde. Ohne die Personalnöte der Vorwoche war die Mannschaft bereit, den Gast aus der Millionenstadt an der Elbe im ausverkauften Wohnzimmer zu empfangen. Dieser hatte auf der Auswärtsreise in den Süden, bei der man neben Flacht auch den SSC Freisen am Sonntag herausforderte, die Mission, sich vor dem Bundesligaaufstieg noch eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte zu sichern. Dementsprechend war ein umkämpftes Spiel zwischen den beiden künftigen Erstligisten zu erwarten.

 

Erster Satz wieder verschenkt

Von Anfang an entwickelte sich ein offener Schlagabtausch beider Mannschaften. Der Gast aus Hamburg fand jedoch besser in die Partie und erspielte sich in Satz Nummer eins einen frühen Vorsprung. Auch wenn die Flachter Damen diesen Rückstand im Laufe des Spiels aufholen und phasenweise deutlich enger gestalten konnten, waren es am Ende zu viele Punkte für den finalen Turnaround. Mit 25:19 wurde Hamburg Sieger des ersten Durchgangs. Wie so oft gaben die Blaubären den ersten Spielsatz aus der Hand.

 

Bärenstarke Antwort

Wie die Feuerwehr legte Flacht im zweiten Satz los und holte sich direkt den ersten Punkt. Doch der ETV Hamburg kam schnell zurück und es entwickelte sich ein Duell mit offenen Visieren. Erst ab Mitte des Satzes begannen die Blaubären, angetrieben von einer ohrenbetäubenden Kulisse in der Bärenhöhle, sich weiter abzusetzen. Ähnlich deutlich, mit 25:20, sicherte sich die Flachter Mannschaft mit dem zweiten Satzball den Ausgleich, den Kapitänin Julia Cedeño verwandelte. Damit war für die Blaubären wieder alles offen und der Weg zum idealen Heimabschluss geebnet.

 

Furioser dritter Satz bringt die Führung

Nico Reineckes Mannschaft war im Spiel angekommen, erneut holten sie sich den ersten Zähler des Durchgangs. Abermals zeigte sich der ETV widerspenstig und arbeitete sich zurück in den Satz. In der Folge entwickelte sich erneut ein offener Schlagabtausch, das Momentum wechselte von Seite zu Seite. Die Stimmung in der Heckengäusporthalle war auf dem Siedepunkt, als sich die Blaubären nach mehrmaligem Rückstand zurück in die Partie kämpften. Ein Aufschlag von Britta Schammer brachte per Ass den ersten Satzball, den Frauke Neuhaus jedoch vergab. Doch Hamburgs Leonie Körtzinger brachte den folgenden Aufschlag nicht im Feld unter, was Flacht den nächsten Satzball bescherte. Dieser brachte die Erlösung, nach einer schier endlosen Rallye wurde Louisa Krams ausgerechnet von Ex-Hamburgerin Hanne Binkau im Angriff geblockt. Flacht hatte sich den Satz in einem hochemotionalen Finish gesichert und war dem Heimsieg damit einem Schritt näher.

 

ETV schafft den Tiebreak

Satz Nummer vier sollte die Vorentscheidung bringen. Wieder entbrannte ein harter Kampf um die Oberhand. Dieser Kampf zog sich bis in die späte Phase des Satzes, erneut rangen beide Mannschaften bis in Schlussphase um die Entscheidung. Keinen der 433 Zuschauer in der restlos ausverkauften Halle hielt es noch auf den Plätzen. Hamburg nutzte den einzigen Satzball und rettete sich in den Tiebreak. Wie schon gegen Bayer Leverkusen im Heimspiel vor drei Wochen entschied sich die Partie im Entscheidungssatz.

 

Flacht kann Hamburger Führung nicht mehr aufholen

Die Atmosphäre war weiterhin aufgeheizt, die Stimmung kochte in der Bärenhöhle. Doch erneut holte sich der ETV die Führung und konnte diese früh ausbauen. Beim obligatorischen Seitenwechsel lagen die TSV-Damen bereits mit drei Punkten hinten. Nichtsdestoweniger arbeitete sich die Mannschaft in ihrem letzten Heimspiel erneut stark zurück ins Spiel und konnte einen zwischenzeitlichen Rückstand von vier auf zwei Zähler verkürzen. Auch einen erneuten Rückstand von drei Punkten in der Endphase des Tiebreaks glichen die Blaubären wieder aus, stellten auf 13:13. Jedoch nutzten die Hamburger den ersten Matchball zum Erfolg, die spätere MVP Leonie Körtzinger verwandelte den Angriff und brachte die kämpferischen Blaubären um den Erfolg im letzten Auftritt vor heimischer Kulisse.

 

MVP-Neuhaus auf erneutem Rekordkurs

Neben Körtzinger wurde von VLW-Präsident Martin Walter auch eine MVP-Medaille an Frauke Neuhaus überreicht. Für die Diagonalangreiferin war es in der laufenden Saison bereits die 13. Auszeichnung, was ihr Platz zwei sowohl in der Gesamtwertung als auch in der Gold-Statistik einbringt. In beiden Fällen wird sie den ersten Platz nicht mehr erreichen können, mit einer erneuten Auszeichnung im letzten Saisonspiel könnte sie ihre aktuell bestätigte Bestmarke von 13 Medaillen in einer Saison überbieten. Mit 26 Punkten, von denen ganze drei durch einen Block entstanden (mehr als alle anderen Flachter Spielerinnen), wurde Neuhaus erneut Topscorer der Mannschaft, in 22 dokumentierten Einsätzen in der laufenden Spielzeit gelang ihr das bereits zum 19. Mal. Im Interview bei dyn Volleyball meinte Neuhaus: „Es war hoffentlich ein schönes Spiel zum Anschauen.“ Scherzend ergänzte sie: „Wir haben uns Mühe gegeben, für die Zuschauer ein möglichst langes Spiel zu machen.“ Die Routinierin befand den Knackpunkt der Partie vor allem in den frühen Fehlern des Tiebreak: „Wir haben leider im fünften Satz am Anfang zu viele Fehler gemacht und dann haben wir den Rückstand nicht mehr so holen können.“ Abseits des Endergebnisses äußerte sie sich begeistert vom Spielverlauf, lobte die spektakulären Rallyes und Abwehraktionen beider Mannschaften.

 

Emotionaler Abschied – gute Nachrichten von Reinecke

Nach dem Spiel mussten sich Fans und Mannschaft vorerst voneinander verabschieden, erst im Herbst wird die neue Saison starten und die nächsten Heimspiele ausgetragen. Vier Spielerinnen werden dann schon nicht mehr im Kader der Blaubären stehen. Eigengewächs Vale Sutterer wird nach ihrem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr in Tansania absolvieren, während die Publikumslieblinge Pauli Kemper und Chrissi Werner wieder in ihre Heimat zurückkehren werden. Beide sind aktuell verletzt, Werner dabei gänzlich spieluntüchtig. Kemper hingegen muss sich einer Operation und einem langwierigen Rehabilitationsweg unterziehen. Auch Flachts Geheimwaffe Jojo Resch wurde verabschiedet, wohin ihr Weg führt, ist noch offen. Abseits der Mannschaft wurde auch Physiotherapeut Yannick Blötscher nach zwei Jahren an Bord verabschiedet. Einen erneuten Moment der Freude erlebten die Fans, als der scheidende Cheftrainer Nico Reinecke vor die Anhänger trat. Am Mikrofon verkündete der Coach, was bereits angedeutet wurde. Er wird den Verein nicht in Gänze verlassen, sondern weiterhin Teil des Projektes bleiben. In der ausverkauften Halle teilte Reinecke mit, dass er unter dem neuen Cheftrainer als Assistent weiterhin Teil des Mannschaftsstabs bleiben werde. Diese Meldung sorgte für tosenden Jubel in der vollen Halle. Anschließend wurden von Manager Michael Kaiser noch die anwesenden Helfer des Vereins, die die Heimspieltage mit Organisation, Streaming, Aufbau, Bewirtung und weiterer Unterstützung ermöglichen, mit Präsenten geehrt, bevor die Halle zur Abschlussfeier genutzt wurde.

 

Flacht rutscht vorerst aus Top five

Am Ende konnte sich der TSV Flacht mit nur einem Zähler für den starken Einsatz belohnen. Hamburg, die aus dem gesamten Wochenende fünf Punkte mit in den Norden nehmen, robben sich bis auf einen Zähler an die Blaubären heran. Diese werden in der Liga von NawaRo Straubing überholt, die ihre zwei letzten Heimspiele am Wochenende gewannen, dabei aber nur vier Punkte einfuhren. Somit bleiben die Bayern vor dem abschließenden Spieltag in zwei Wochen in Schlagdistanz der Flachter. Für die geht es im letzten Spiel der Saison in Leverkusen um die finale Platzierung, die noch in den Top fünf enden soll.

 

Wir bedanken uns bei unserer Mannschaft für den überragenden Einsatz im letzten Heimspiel. Allen Scheidenden wünschen wir von Herzen alles Gute. Für das abschließende Spiel drücken wir fest die Daumen!

 

Text: Flemming Nave
Foto: Nils Wüchner

werde Teil der Blaubären community und VERPASSE KEINE NEUIGKEITEN mehr.

Ich möchte Neuigkeiten vom Fanclub erhalten