Die Binder Blaubären Flacht müssen die Heimreise aus Niedersachsen ohne Punkte antreten. Gegen den VfL Oythe reichte es auch im Rückspiel nicht zu einem Sieg. Dabei begann die Partie vielversprechend.
Flacht reist gut vorbereitet an
Bereits am Freitagabend setze sich der Mannschaftsbus der Blaubären in Bewegung, man wollte die lange Anfahrt nicht übermäßig anstrengend für die Spielerinnen gestalten. So erreichte der Tross aus dem Heckengäu eine Übernachtung später schließlich das Gymnasium Antonianum in Vechta. Hier sollte die Revanche für die bittere 0:3-Niederlage im Hinspiel gegen den VfL Oythe gelingen. Während das erste Aufeinandertreffen Flachts erstes Heimspiel der Saison darstellte, markierte das Rückspiel die erste Auswärtsfahrt der Rückrunde. Nach den jüngst so starken Heimauftritten ging es für die Blaubären mit breiter Brust in das Duell mit dem Tabellensiebten. Und der Auftakt gelang den Gästen auch.
Die Partie beginnt vielversprechend
Von Beginn an legten die Schwarz-Blauen los wie die Feuerwehr. Schnell hatte sich die Mannschaft aus dem Süden einen komfortablen Vorsprung erspielt, als Oythe-Coach Zoran Nikolic seine erste Auszeit nahm, verkündete die Anzeigetafel ein 9:2 für den TSV Flacht. Ein Spaziergang wurde der Satz dennoch nicht, denn die Hausdamen arbeiteten sich Stück für Stück in die Partie. Letztlich waren die vielseitigen Angriffe der Blaubären jedoch zu viel für den Aufsteiger. Frauke Neuhaus, Pauline Kemper, Julia Cedeño, Chrissi Werner oder Britta Schammer, beim Gast wusste jeder gefährlich anzugreifen. Flachts Nummer 4 war es schließlich, die nach schnellem Zuspiel von Julie Teso den Ball wuchtig in der Mitte des Feldes platzierte und den ersten Satzball zur Führung für die Binder Blaubären verwandelte. Die Mission Revanche hatte nach Plan begonnen.
Oyther Gegenwehr trägt Früchte
Doch die mittlerweile in der Partie angekommenen Oyther kamen schwungvoll aus der Pause. Der zweite Satz blieb deutlich länger offen als der erste und das Momentum pendelte von einer Seite zur anderen. Auch das 21:20, die späte Führung der Blaubären, konnten die Gastgeber ausgleichen und die Oberhand für sich gewinnen. Doch der Vorsprung von 23:21 für den VfL sollte ebenfalls nicht lange bestehen. Die überragende Britta Schammer stellte mit einem souveränen Block und einem wuchtigen Angriff durchs Zentrum den Ausgleich für die Flachter Damen wieder her. Es sollte jedoch nicht helfen. Beim ersten Satzball der Hausherren unterlief der eingewechselten Hanne ihr einziger Fehler im Spiel, als die sonst so makellose Angreiferin den Ball im Netz versenkte und Oythe somit den Satzgewinn schenkte. Der Aufsteiger hatte ausgeglichen und dabei reichlich Blut geleckt.
Spiel kippt zugunsten des VfL
So wurden im dritten Spielsatz bereits der erste Punktgewinn ausgespielt und den wollte der VfL Oythe nach dem engen Satzgewinn zuvor natürlich für sich beanspruchen. Den besseren Start in den Satz erwischten dann auch die Niedersachsen, schnell war man auf 5 Punkte enteilt. Die Blaubären blieben weiter bissig, doch jede Aufholjagd fand unmittelbar vor dem Ausgleich ihr Ende. Erneut nutzte Oythe den ersten Satzball zu einem deutlich weniger gefährdeten 25:17 als es im vorigen Satz noch der Fall gewesen war. Damit war das Spiel gedreht, der erste Punkt auf dem Konto der Gastgeber und die Chance, mit dem kommenden Satz auch die vollen drei Zähler klarzumachen.
Letztes Aufbäumen reicht nicht
Es folgte erneut ein Satz der ausgeglichenen Art. Jedoch musste der TSV Flacht immer wieder einem Rückstand nachlaufen, Führungen hatten für die Mannschaft in blau meist nur kurzzeitig Bestand. Bis zum 21:21 konnten die Binder Blaubären das Spiel noch offen gestalten, dann zog Oythe bis auf 24 davon. Zwar konnte Flacht den ersten Matchball noch abwehren, Pauline Kemper verkürzte den Rückstand nochmal, das sollte allerdings kein weiteres Mal gelingen. VfL-Spielführerin Franka Poniewaz nutze den zweiten Anlauf und entschied die Partie zugunsten der Heimmannschaft. Nach 0:3 im Hinspiel musste der TSV Flacht mit 1:3 erneut eine bittere Niederlage gegen den Liga-Neuling wegstecken. Trotz des starken Beginns ist den Flachtern eine Revanche nicht gelungen.
MVP zwischen Lob und Enttäuschung
Aus einer kampfstarken Flachter Mannschaft überzeugte Kapitänin Julia Cedeño Oythes Trainer Zoran Nikolic am meisten, weshalb sie die silberne MVP-Medaille einstrich. Die Kapitänin analysierte den gewonnen Auftaktsatz im Nachgang an die Partie. “Wir haben sofort gut ins Spiel gefunden und den ganzen ersten Satz hinweg sehr selbstbewusst agiert. Wir haben gut aufgeschlagen, angegriffen und angenommen,” lobte die Kapitänin das Spiel ihrer Mannschaft. “Das ging im 2. Satz etwas verloren und es haben sich Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen. Dazu muss man sagen, dass Oythe stark gespielt hat”, bilanzierte sie für den Rest der Partie. Allzu kleinmachen wollte Cedeño, über welche die zweitmeisten Angriffe der Blaubären liefen, ihr Team aber nicht: “Ich denke, dass es ein Duell auf Augenhöhe war mit einem besseren Ende für Oythe.” Trotz der schmerzhaften Niederlage will sie nun den Blick nach vorn richten: “Wir sind jetzt natürlich enttäuscht über die Niederlage, weil wir uns mehr von dem Wochenende erhofft hatten, dennoch glaub ich, dass es wichtig ist, sich das Positive im Kopf zu behalten und an den Schwachstellen in der kommenden Trainingswoche zu arbeiten.”
Trainer sieht seine Mannschaft auf Augenhöhe
Blaubären-Coach Nico Reinecke sah ebenfalls ein kämpferisches Spiel seiner Schützlinge. Der Cheftrainer betonte, man habe sich gut auf den Gegner eingestellt und sich vorgenommen “eine Revanche zu erzielen.” Auf den Kampfeinsatz seiner Mannschaft war der Coach betont stolz und ordnete die Schwierigkeiten eines Auswärtsspiel ein: “Auswärts ist es sicherlich immer auch ein bisschen schwieriger in der fremden Halle und wenn da Fans dann vor Ort sind.” Die misslungene Revanche sorgte beim Trainer natürlich für Enttäuschung, zumal er seine Mannschaft anders als im Hinspiel auf Augenhöhe mit dem Gegner sah. Seine präzise Analyse des Spiels traf der Trainer wie folgt: “Wir konnten den Matchplan, den wir uns gemacht hatten, nicht ganz so umzusetzen; liegt aber auch daran, dass Oythe das einfach auch sehr gut gemacht hat, sehr gut verteidigt. Dann kam’s auch noch dazu, dass in den engen Situationen wir vielleicht den ein oder anderen Fehler zu viel gemacht haben und zusätzlich, dass die Oythe-Spielerinnen dann auch diese langen Ballwechsel für sich entscheiden konnten. Das setzt natürlich dann auch nochmal Kräfte frei, die Halle jubelt dann und auch die Mannschaft wächst dann einfach um zwei, drei Zentimeter noch mal und für dich als Auswärts-Mannschaft ist es ist es dann eben ein bisschen demotivierend.” Den Status des Aufsteigers wollte Reinecke in der Gegner-Betrachtung nicht gelten lasse, er betonte auch die Verstärkungen, welche beispielsweise aus der 1. Bundesliga oder dem Ausland nach Oythe gekommen waren.
Abschließend sprach der Flachter Cheftrainer seiner Mannschaft für den gezeigten Kampfeinsatz ein deutliches Lob aus, haderte dennoch damit, dass “ein Punkt oder der Tie-Break verdient gewesen” sei. Übermäßig dramatisch wollte er die Niederlage aber nicht sehen: “Letztendlich ist jetzt aber nix passiert. Wir sind immer noch Fünfter.” Das Saisonziel eines gesicherten Klassenerhalts gerät durch den Misserfolg in Oythe nicht in Gefahr.
Tabelle rückt enger zusammen
Den Blaubären gehen durch die Niederlage drei Punkte verloren, die der Verein in zweierlei Sinne vermissen wird. Zum einen robbt sich der VfL Oythe in der Tabelle bis auf zwei Punkte an die Flachter heran, angesichts eines Spiels Rückstand gegenüber den Niedersachsen ist dies jedoch verhältnismäßig unproblematisch. Ärgerlicher ist da eher der Blick nach oben, denn der TSV verpasst es, die Bayer Volleys aus Leverkusen hinter sich zu bringen, die nun bei zwei weniger gespielten Partien immer noch punktgleich mit den Blaubären bleiben. Kaum zu glauben, dass man noch vor einem Jahr jeden Punkt zum Kampf um den Klassenerhalt benötigte und sich nun grämt, den Sprung in die Top 4 verpasst zu haben. Mit den Leistungen der Mannschaft werden auch die Träume größer. Doch die nächste Möglichkeit, Anschluss zu halten, bietet sich bereits am kommenden Wochenende. Die Roten Raben Vilsbiburg, die derzeit im Gleichschritt mit dem Spitzenreiter aus Borken das Titelrennen bestreiten, gastieren zum Rückspiel in Flacht. Der Erstliga-Absteiger hatte die Blaubären im Hinspiel vor große Schwierigkeiten gestellt, erst am grünen Tisch wurde Flacht aufgrund eines Statutenverstoßes der Raben ein Dreier zugesprochen. Den zweiten dieser Art will man nun im Rückspiel holen. Zwar erscheint der Gegner favorisiert, doch die Bärenhöhle schreibt ihre eigenen Gesetze.
Text: Flemming Nave
Foto: Tino Trubel