5 Heimspiele in 21 Tagen. So las sich der November für die Binder Blaubären Flacht.
Am Samstag brachten die Damen vom TSV Flacht dieses Mammut-Programm mit einem Sieg über den SSC Freisen zu einem umjubelten Ende. Ein weiterer unverhoffter Punktgewinn sorgte für zusätzliche Begeisterung.
Schlüsselpersonal fällt aus
Die Vorzeichen vor dem Spiel hätten für die Schwarz-Blauen durchaus besser aussehen können. Die zuletzt in bärenstarker Verfassung aufspielende Julie Teso fiel krankheitsbedingt aus. Doch nicht nur das, mit Saskia Lenk fiel eine weitere Zuspielerin aus, sodass die beiden etatmäßigen Zuspielerinnen auf der Mannschaftsliste von Nico Reinecke fehlten. Während der restliche Kader einsatzbereit war, klaffte nun im Herzen des Spiels eine große Lücke. Als wäre das noch nicht genug, kam es unmittelbar vor Spielbeginn zu einem Ausfall der musikalischen Technik, der die Heckengäusporthalle II kurz in eine beunruhigende Stille tauchte. Es wurde deutlich, dass es nun etwas Besonderes bräuchte, um das Spiel in die eigenen Bahnen zu bewegen.
Von der Reservistin zur Schlüsselspielerin
Die Lösung für das Zuspieler-Problem war schnell gefunden. Die Universal-Spielerin Johanna Resch, zuletzt noch verletzt ausgefallen, sollte den Sprung ins kalte Wasser wagen und das Spiel der Blaubären lenken. Was folgte, war eine absolute Glanzleistung der Flachter Nummer 5. Immer wieder und wieder fanden ihre präzisen Bälle die starken Arme von Frauke Neuhaus, Julia Cedeño oder Pauline Kemper, die dann auch keine Anstalten machten, diese Geschenke ihrer Zuspielerin nicht zu verwerten. Ein besonderes Highlight gab es spät im ersten Satz. Der Gast aus dem Saarland hatte sich nach mehreren Rückschlägen bis auf 22:22 an die Binder Blaubären herangekämpft und griff nach dem Turnaround. Der nächste Aufschlag des SSC landete bei Leonie Büdenbender, die am Netz ihre Zuspielerin fand. Jeder rechnete damit, dass die anstürmende Pauline Kemper den Ball auf die Seite serviert bekommen würde, aber es kam anders. Johanna Resch, von ihrer eigenen Glanzleistung beflügelt, legte den Ball rotzfrech mitten ins Freisener Feld und erzielte zusammen mit dem Ass, das sie gleich noch hinterherschob, die wichtigen Führungstreffer für ihre Mannschaft, von denen sich die Gäste nicht mehr erholen sollten. Mit 25:23 sicherte Pauline Kemper den ersten Satzgewinn für die Binder Blaubären und stellte die Weichen für einen erfolgreichen Abend.
Die Halle erwacht
Spätestens mit dieser Führung im Rücken war auch das Problem des Technik-Ausfalls hinfällig. Auch wenn die Musik mittlerweile wieder funktionierte, brauchte es das eigentlich gar nicht mehr. Die Fans der Binder Blaubären liefen zur Höchstform auf. Hatten die mitgereisten Gästefans mit Trommeln und Trompeten anfangs noch dagegen gehalten, wurden sie immer mehr von der lautstarken Bärenhöhle verschlungen. Ähnlich erging es im Anschluss auch ihrer Mannschaft, die ein ums andere Mal einem Rückstand nachlaufen musste. Erneut konnten die Saarländer sich bis auf ein 21:21 herankämpfen. Dann aber zündeten die Blaubären eine Serie, die erneut den Satzgewinn bescherte. Nach Zuspiel von Johanna Resch war es erneut Pauline Kemper, die den Ball auf die Gegenseite schickte, wo letztlich ein Abstimmungsfehler in den Reihen der Gäste den entscheidenden Punktgewinn bescherte, wodurch die Gastgeber schließlich mit 25:21 auch den zweiten Satzgewinn sichern konnten.
Souverän zum Ende gespielt
Satz 3 zeigte schließlich ein ähnliches Bild wie die beiden vorherigen Sätze. Die Mannschaft von Brigitte Schumacher stemmte sich immer wieder der drohenden Niederlage entgegen, aber Flacht hatte immer eine Antwort parat. Egal ob es die Angriffe von Frauke Neuhaus oder Pauline Kemper waren, die Zuspiele von Johanna Resch oder die gefürchteten Aufschläge einer Marie-Christin Werner, die Blaubären konnten sich durchgehend stark behaupten. Am Ende durften die Flachter Damen erneut ein 25:21 und damit einen makellosen 3:0-Sieg bejubeln. Während bei den Gästen Zuspielerin Leonie Dewes die MVP-Auszeichnung erhielt, bekam auf Seiten der Binder Blaubären erneut Frauke Neuhaus die Medaille überreicht. Damit hat sie nicht nur in jedem Ligaspiel des Novembers die Auszeichnung erhalten, es ist bereits ihre 6. Ehrung in der laufenden Saison. In der Gesamtwertung damit auf dem geteilten Spitzenplatz übernimmt sie mit 5 Goldmedaillen die alleinige Führung in dieser Kategorie. Einen großen Anteil am Sieg hatte zweifelsohne aber auch Zuspielerin Johanna Resch, die ihre erkrankten Kolleginnen mustergültig vertrat und ihre Mannschaft zu einem souveränen Heimsieg führte. „Ich finde, dass wir eine super krasse Teamleistung abgeliefert haben in der Sondersituation, dass ich einfach einmal im Training war und dann jetzt spielen musste“, sagte die 24-Jährige im Nachgang und beschwor einen Schlachtruf, den Autor Alexandre Dumas einst bekannt gemacht hatte: „Einer für alle, alle für einen“, lautete das knappe Spielfazit. Vor allem den starken Einsatz ihres Teams lobte die Spielgestalterin: „Jeder hat sich zu 100 % reingekniet und versucht, alles rauszukratzen, was noch irgendwie geht, es war eine krasse Mannschaftsleistung. Darauf können wir wirklich stolz sein.“ Eine, die wieder mal sinnbildlich für diese Einsatzbereitschaft und das angesprochene Alles-Rauskratzen stand, war Flachts Libera Alina Stäbler, die mit etlichen atemberaubenden Rettungstaten zu glänzen wusste. Die 23-Jährige äußerte sich ebenfalls im Nachgang an die Partie: „Es war ein gutes Spiel und hat wirklich viel Spaß gemacht. Wir haben gut gespielt und viel Wille und Kampfgeist gezeigt. Jede hat ihren Job gut gemacht und wir sind toll als Team aufgetreten“, resümierte die Abwehrspezialistin.
Trainer lobt seine Geheimwaffe: „Großes Vertrauen in sie“
Nico Reinecke war sich der negativen Vorzeichen durch die Ausfälle seiner beiden Stamm-Zuspieler bewusst, war sich aber auch im Klaren, dass er ein Ass im Ärmel hatte, um der Situation entgegenzutreten: „Wir haben Jojo (Johanna Resch, A.d.R.) sowohl am Donnerstag und gestern gut vorbereitet, sowohl technisch/taktisch als auch mental. Wir hatten großes Vertrauen in sie, dass sie das gut machen wird.“ Dieses Vertrauen sollte sein Edeljoker mehr als rechtfertigen. Der Coach der Binder Blaubären ergänzte seine Gesamtbetrachtung der Partie: „Insgesamt ein souveränes Spiel von uns, wenngleich immer wieder Leichtsinnsfehler gemacht haben im Laufe der Sätze. Das war unnötig. Am Ende steht da aber das 3:0 für uns und wir können uns weiter in der oberen Hälfte der Tabelle etablieren.“ 3 Punkte brachte dieser Sieg also ein, ein weiterer Grund zum Jubeln stand bereits vor Spielbeginn fest.
Regelanwendung bringt zusätzliche Punkte
Die Volleyball-Bundesliga hatte drei Vereine der 2. Bundesliga sanktioniert. Belastet wurden diese aufgrund eines Lizenzstatuts, in welchem vorgeschrieben ist, dass „in jeder Mannschaft während eines Spiels durchgängig mindestens zwei Spielerinnen, deren Ursprungsverband der Deutsche Volleyball-Verband ist, auf dem Spielfeld stehen“ müssen. Der SSC Freisen hatte neben Spitzenreiter NawaRo Straubing und Erstligaabsteiger Rote Raben Vilsbiburg gegen die entsprechende Regel verstoßen. Einsprüche der Vereine waren zurückgewiesen worden, sodass jeder von ihnen mit einer Spielverlust-Wertung bestraft wurde, das vom Regelbruch betroffene Spiel wurde also mit 0:3 (0:75) gegen die jeweilige Mannschaft bewertet. Zwangsläufig ging damit auch eine Neuverteilung der Punkte einher. Die Nutznießer waren der BBSC Berlin (3:0 statt 3:2 gegen Freisen), die BayerVolleys Leverkusen (3:0 statt 1:3 gegen Straubing) und eben die Binder Blaubären Flacht (3:0 statt 1:3 gegen Vilsbiburg), die nun mit drei Sätzen und drei Punkten mehr auf dem Konto dastehen. So kamen die Flachter Damen in diesem Monat doch noch auf ihr 6-Punkte-Wochenende.
Der Weg des TSV Flacht geht weiter
Damit endet der November 2024, der für die Binder Blaubären eine noch nicht dagewesene logistische Herausforderung dargestellt hatte. Was bleibt, ist ein durchaus erfolgreicher Monat für die Mannschaft von Nico Reinecke. Angefangen mit dem furiosen 3:0 über die ESA Grimma Volleys über das starke Auftreten beim Pokalheimspiel gegen Allianz MTV Stuttgart, bis hin zu den jüngsten Samstags-Siegen gegen Köln und jetzt Freisen. Einzig die Niederlage gegen den VCO Dresden trübt das Bild des idealen Novembers, der für die Blaubären dennoch ein voller Erfolg war. Inklusive der nachträglichen Punkte aus Vilsbiburg hat der TSV nach diesen intensiven Wochen satte 12 Punkte mehr auf dem Konto und steht nach diesem Wochenende auf einem komfortablen 5. Tabellenplatz, der Rückstand auf Platz 2 beträgt nur 2 Punkte. Die Binder Blaubären haben sich in der Spitzengruppe der Liga festgebissen und möchten nun die nächsten Schritte gehen. Es kommen besondere Bewährungsproben ins Haus. Am kommenden Sonntag findet bereits das nächste Heimspiel statt, zu Gast ist Tabellenführer NawaRo Straubing. Nur 6 Tage später fahren die Blaubären wieder auswärts und treffen auf die zweitplatzierten Skurios Volleys Borken. Nach den jüngsten Erfolgen die nächste Bewährungsprobe, Nico Reinecke blickt dieser jedoch positiv entgegen: „Uns stehen nun zwei schwere Spiele an mit Straubing und auswärts gegen Borken, wo wir das maximale rausholen wollen.“
Dabei wünschen wir unserer Mannschaft ganz viel Erfolg! Gratulation zu diesem starken Monat!
Text: Flemming Nave
Foto: Gerhard Heermann