Nachdem die Binder Blaubären in der ersten Saisonhälfte 8 ihrer 12 Spiele gewinnen konnten, grüßt der TSV Flacht von Platz 5 in der 2. Bundesliga Pro.
Das von Cheftrainer Nico Reinecke ausgegebene Saisonziel, nichts mit dem Abstieg zu tun haben zu wollen, wird immer realistischer. Dies gilt allerdings nicht für den ersten Gegner im Jahr 2025: am Samstagabend gastieren die Allbau Volleys Essen in der Bärenhöhle.
Negativbilanz in der Vorsaison
Für die Blaubären beginnt nicht nur das neue Kalenderjahr mit einem Duell gegen die Essener “Pottperlen”, auch die laufende Spielzeit begann auf dieselbe Weise. Am 21. September bestritten die Flachter ihr erstes Saisonspiel in der europäischen Kulturhauptstadt von 2010. Trotz eines 0:2-Rückstandes gelang es der Mannschaft noch, das Spiel zu drehen und mit 3:2 den Sieg zu erringen. Nachdem die Binder Blaubären ihr erstes Auswärtsspiel der Vorsaison noch mit 2:3 in Essen verloren hatten, gelang mit diesem Erfolg der erste Sieg gegen die Allbau Volleys. Wohlgemerkt der erste Sieg überhaupt gegen die kommenden Gäste: auch das Rückspiel der vergangenen Spielzeit konnte Essen für sich entscheiden und das alles andere als knapp: am 27. Januar des Vorjahres wurden die Blaubären mit einem klaren 0:3 (16:25, 17:25, 20:25) in der heimischen Halle regelrecht vorgeführt. Man hat also etwas geradezurücken, wie Nico Reinecke schon vor dem Hinspiel betonte.
Die Form spricht für Flacht
Die Vorsaison ist passé und die Vorzeichen sind gedreht. Standen die Allbau Volleys in der Abschlusstabelle der letzten Spielzeit noch 12 Punkte und 4 Plätze vor den Blaubären, thront aktuell der TSV Flacht 8 Plätze und 14 Zähler vor der Mannschaft aus dem Ruhrpott. Gleichauf mit dem BBSC Berlin steht Essen aufgrund des schlechteren Satzverhältnisses auf einem Abstiegsplatz. Nur 3 von 12 Partien konnte Essen gewinnen, alle davon in der eigenen Halle. Doch nicht nur das, die Pottperlen schafften es bislang ausschließlich, vor heimischem Publikum zu punkten. Von allen 3 bisherigen Auswärtsfahrten (nach Köln, Leverkusen und Vilsbiburg) musste die Mannschaft von Trainer Marcel Werzinger ohne Punkt- und Satzgewinn antreten. Auf der Gegenseite wartet mit Flacht eine heimstarke Mannschaft, die von ihren 7 Heimspielen bereits 5 gewinnen konnte. Auch die jüngsten Ergebnisse sprechen für sich. Die Blaubären holten 3 Siege aus ihren letzten 5 Spielen, darunter unter anderem einen 3:0 Sieg gegen den damaligen Tabellenführer aus Straubing. Für Essen gab es vor dem 3:0-Sieg gegen das abgeschlagenen Schlusslicht aus Freisen im letzten Spiel in vier Spielen keinen einzigen Satz zu holen. Die Rollen scheinen also klar verteilt.
Flacht steht vor einer Premiere
Die Binder Blaubären Flacht wollen entsprechend der Ausgangslage natürlich den nächsten Heimsieg einfahren. Dieser würde eine Premiere darstellen. In der holprigen Vorsaison zogen die Blaubären oft den kürzeren, gegen die Allbau Volleys sogar gleich zweimal. Einzig gegen die Mannschaft von Bayer Leverkusen schafften es die Blaubären in der vergangenen Spielzeit, in beiden Partien zu punkten: nachdem man das Auftaktspiel mit 3:1 gewann, holte man auch in der Ostermann-Arena beim 2:3 einen Zähler. Gegen Leverkusen holte man so mit 4 Zählern nicht nur die meisten gegen einen einzelnen Gegner, man schaffte es ebenso einzig gegen die Bayer Volleys, in beiden Spielen mehr Punkte zu holen als der Gegner. Was in der Vorsaison hingegen nicht gelang, waren zwei Siege gegen dieselbe Mannschaft. Nachdem Flacht mit 12 Partien alle Gegner bis auf Leverkusen in der laufenden Spielzeit bereits einmal bespielt hat, kommt mit Essen nun das erste Rückspiel auf die Blaubären zu. Ein Sieg gegen die Mannschaft aus der Ruhrmetropole wäre somit das erste Mal in Flachts junger Bundesliga-Geschichte, dass man innerhalb einer Saison eine Mannschaft zweimal besiegen kann. Die Chancen darauf könnten schlechter stehen.
Pauline Kemper und Frauke Neuhaus wollen den nächsten Sieg
Diesen Meilenstein will die Mannschaft natürlich erreichen. Pauline Kemper, die bei den beiden Auswärtsspielen in Essen jeweils mit der MVP-Medaille ausgezeichnet wurde, äußerte sich zur anstehenden Partie. Die Stimmung nach der Winterpause beschrieb die Außenspielerin als „sehr gut. Die Pause hat uns allen glaube ich ganz gutgetan, um unsere Kraft wieder aufzutanken und mit neuer Energie und Motivation ins Spiel gegen Essen zu starten“, so die 26-Jährige. Der Gast aus dem Ruhrgebiet ist für sie „ein sehr guter Gegner für den Start. Auch die Saison haben wir in Essen mit einem Sieg und 2 Punkten gestartet und hoffen zu Hause natürlich auch auf einen Sieg.“ Mit Bezug auf die schwache Auswärtsbilanz und Tabellenposition der Gäste gibt sich Kemper optimistisch: „Wenn wir gut ins Spiel am Samstag starten, denke ich, dass wir das Game auch für uns entscheiden“. In dasselbe Horn stößt auch ihre Mannschaftskameradin Frauke Neuhaus: „Die Stimmung ist nach der Pause und den letzten Heimsiegen im Rücken gut! Alle haben Bock, wieder durchzustarten!“, verkündete Flachts Nummer 11. „Ich denke, Essen ist ein Gegner, den wir schlagen müssen, vor allem müssen wir uns auf uns konzentrieren und unsere Stärken ausspielen“, fügt Flachts erfolgreichste MVP-Medaillensammlerin an. Rückblickend auf das Hinspiel ergänzte Neuhaus: „Wir haben uns nach dem Hinspiel in Essen geärgert, weil wir eigentlich 3 Punkte hätten holen können und das wollen wir im Heimspiel am Samstag besser machen!“ In der Mannschaft ist der Kampfgeist also auch im Jahr 2025 unverändert groß.
Nico Reinecke sieht Weiterentwicklung beider Mannschaften
Den Kampfgeist versprühen nicht nur die Spielerinnen, sondern auch der Trainer. „Natürlich wollen wir nach dem Hinspielerfolg auswärts in unserer Halle uns die volle Ausbeute von drei Punkten sichern“, bekräftigt Nico Reinecke vor dem Jahresauftakt. „Wir hatten Essen als allererstes in dieser Saison auswärts, wo sicherlich beide Mannschaften sich noch weiterentwickelt haben im Laufe der Saison“, betont der Coach, der eine klare Vorstellung hat, wie das Spiel gewonnen werden soll: „Es wird entscheidend sein, dass wir unser Spiel umsetzen können, insbesondere aus der Abwehr heraus und konsequent unsere Chancen nutzen. Dazu müssen wir gut ins Spiel kommen und Essen von Beginn an unter Druck setzen“, äußert er sich kämpferisch. Seine Mannschaft weiß mit den offensiven Waffen um Frauke Neuhaus oder Pauline Kemper durchaus diesen Druck zu erzeugen. Aber auch ein weiterer Aspekt könnte Essen vor Probleme stellen.
Flacht erneut Heimmacht
Die Binder Blaubären sind auch in der aktuellen Saison die unangefochtene Nummer eins in der Hallenauslastung der 2. Bundesliga Pro. Als eine von nur 2 Mannschaften in der Liga füllen sie im Durchschnitt über 50 % der Plätze bei ihren Heimspielen. Der aktuelle Schnitt liegt bei unerreichten 75 %. Eine so volle Halle sind die Gäste aus dem Ruhrgebiet nicht gewohnt, im Ligaranking erreicht Essen den drittletzten Platz, kommt nur auf 13 % Auslastung. Die lautstarke Atmosphäre in der Bärenhöhle hat bereits viele Mannschaften in die Knie gezwungen, als Nächstes soll dieses Schicksal die Allbau Volleys treffen.
Wir freuen uns auf eine volle Halle und wünschen unserem Team viel Erfolg für das kommende Spiel!
Text: Flemming Nave
Foto: Nils Wüchner