Sie kamen, sie sahen, sie siegten. Und das gleich doppelt.
Mit den vollen sechs Punkten im Gepäck treten Flachts Volleyball-Damen die Reise ins heimische Heckengäu an. Trotz schwieriger Vorzeichen dominierten die Blaubären ihre ostdeutschen Kontrahenten und sorgten in zweierlei Hinsicht für Revanche.
Dezimierte Flachter Mannschaft reist nach Grimma
Am frühen Samstagmorgen brach der Blaubären-Bus auf in Richtung Osten. In der Muldentalhalle im sächsischen Grimma trat der TSV Flacht zum Rückspiel gegen die ESA Grimma Volleys an. Zum Auftakt in den eng getakteten November hatte Flacht die Volleys zum Hinspiel empfangen und mit einem deutlichen 3:0 wieder nach Hause geschickt. So hatte Flacht im Rückspiel die Möglichkeit, die vollen sechs Punkte aus beiden Spielen gegen den Gegner aus dem Muldental einzufahren. Auch eine Woche nach dem Heimsieg gegen Berlin war Flachts Mannschaft noch deutlich dezimiert. Zwar konnte Nico Reinecke in der Feldabwehr wieder auf Stammkraft Alina Stäbler bauen, musste dennoch auf eine breite Anzahl an Spielerinnen verzichten. Neben den langfristigen Ausfällen Pauline Kemper und Johanna Resch fehlte der starke Mittelblock um Julia Schneider und Britta Schammer, auch Sara Marjanovic, Ida Schneider und Julie Teso standen dem Cheftrainer nicht zur Verfügung. Die Präsenz der jungen Mittelblockerin Sumeja Bristina, die bereits vor heimischem Publikum ihr Debüt für die erste Mannschaft gegeben hatte, war folgerichtig. Aber auch den Außenangriff verstärkte Reinecke, nominierte mit Nika Jelenic eine weitere Stammspielerin aus Flachts zweiter Mannschaft. Die 17-Jährige hatte erstmals in der Vorsaison beim TV Dingolfing im Kader der Binder Blaubären gestanden, im Rückspiel gegen die Dingos feierte sie vor den heimischen Fans ihr Debüt in der 2. Bundesliga Pro. Für die Reise in den Osten beförderte Nico Reinecke die Angreiferin, die auch für Flachts U18 bei der deutschen Meisterschaft im Vorjahr aufgelaufen war, in den Kader seiner ersten Mannschaft.
Erster Durchgang geht an die Gastgeber
Es trafen zwei Mannschaften mit Siegeswillen aufeinander. Die ESA Grimma Volleys wirkten gewillt, sich nach der verheerenden Hinspielpleite zu rehabilitieren. Flacht hingegen wollte seine Ansprüche auf einen Platz in der Spitzengruppe weiterhin untermauern. Den besseren Start erwischte der Gast, die Blaubären übernahmen mit 7:1 schnell und deutlich die Führung. Grimma wollte sich jedoch keinesfalls kampflos ergeben und schaffte erstmals den Ausgleich beim 15:15. Das 19:18 stellte die erste Führung für den Gastgeber dar, mit 25:21 sicherte sich Grimma schließlich den ersten Satz. Doch die keinesfalls chancenlosen Binder Blaubären hatten bereits angedeutet, dass diese Führung nicht lange Bestand haben würden.
Kipppunkt im zweiten Satz
Mit dem Rückstand im Rücken startete das Flachter Team um Kapitänin Julia Cedeño in den zweiten Satz. Dieser brachte diesmal den positiven Beginn für den Gastgeber, Grimma holte sich die Führung und wusste sie bis zum 7:7 gegen die anstürmende Blaubären-Offensive um Julia Cedeño, Hanne Binkau und die brandgefährliche Frauke Neuhaus zu verteidigen. Mit dem 9:8 übernahm der TSV dann erstmals die Führung. Ab diesem Punkt schwankte das Momentum von einer Seite zur anderen, Grimma und Flacht wechselten sich mit der Führung ein ums andere Mal ab. Spät im Satz holte sich Grimma mit 23:22 eine Führung, war im Begriff, den Satz für sich zu entscheiden und sich den ersten Punkt gegen den starken TSV zu sichern. Doch nachdem zuerst Frauke Neuhaus und dann Sumeja Bristina mit einem Ass das Spiel für die Blaubären gedreht hatten, nahm Grimmas Trainer Jorge Munari die Auszeit, um Flacht vor dem entscheidenden Satzball den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es sollte jedoch wirkungslos bleiben. Chrissi Werner stellte mit einem starken Block auf 25:23 und brachte ihre Mannschaft mit dem Ausgleich zurück in die Partie. Ganze vier Asse hatte Flacht den Volleys eingeschenkt, drei Angriffe geblockt und den Gegner zu sechs individuellen Fehlern gezwungen. Der knappe Satzgewinn stellte einen Wendepunkt in der Partie dar, denn für Grimma wurde es nun besonders schwierig.
Flacht dominiert die Hausdamen
Die Blaubären waren inzwischen endgültig im Spiel angelangt. Wie schon im ersten Satz übernahm der TSV Flacht früh die Führung in der Partie. Bis auf 4:6 konnten sich die heimischen Volleys herankämpfen, doch dann zogen die Blaubären endgültig das Tempo an. Als Grimma den nächsten Punkt erzielte, waren die Flachter bereits auf fünf Zähler enteilt. Die hohen Sprünge von Kapitänin Cedeño und die stahlharten Schläge von Frauke Neuhaus, die aus allen Lagen kamen, brachten die Sachsen in arge Bedrängnis. Der Fünf-Punkte-Vorsprung der Gäste hatte bis zum 14:9 Bestand, anschließend ließen die Schwarz-Blauen ihrem Gegner keine Chance mehr. Unter einer Aufschlag-Serie von Sumeja Bristina zog der TSV unaufhaltsam davon. Beim nächsten Punktgewinn der Gastgeber betrug der Vorsprung der Blaubären satte zehn Punkte. 13 Satzbälle standen schlussendlich für den Gast aus dem Süden zu Buche. Die ersten zwei verschenkte das Team von Nico Reinecke, dann schickte Grimmas Franca Barke den Ball über das Feld hinaus und beendete die Tortur für ihre Mannschaft. Nach allen Regeln der Kunst hatte Flacht den dritten Durchgang dominiert und griff im vierten Spielsatz nach dem Auswärtssieg.
Souveräner Auswärtssieg – der Erste
Grimma war gebrochen. Der übermächtige Gegner aus dem Süden und die lautstarken Flachter Fans machten den Hausdamen das Leben zur buchstäblichen „Muldentalhölle“. Die Blaubären stellten schnell auf 3:0, Jorge Munari nahm unmittelbar seine erste Auszeit. Doch es dauerte einen weiteren Punkt, bis seine Mannschaft erstmals jubeln durfte. Die aufbrausenden Blaubären ließen sich davon allerdings nicht beirren. Auch eine 15:13-Führung der Grimma Volleys, bei der Nico Reinecke die zweite Auszeit seiner Mannschaft zog, brachte das Team nicht in Schwierigkeiten. Der Ausgleich fiel beim 16:16, im Anschluss zogen die Blaubären auf 20:16 davon. Erstmals laut wurden die heimischen Fans, als Schiedsrichter Hardy Becker den Punkt zum 22:20 für Flacht gab, nachdem Grimma den Ball an die Antenne gespielt hatte. Zuschauer und Spieler der ESA Grimma Volleys waren mit der Entscheidung sichtlich unzufrieden, in der Folge sah Grimmas Anna Jahn für ihren Protest die gelbe Karte. Doch auch dieses letzte Aufbäumen der Volleys blieb wirkungslos. Flacht zog unaufhaltsam weiter davon, beim ersten Matchball der Blaubären ahndete Schiedsrichter Becker einen Übertritt der Gastgeber. Das Spiel war entschieden und Grimma war besiegt. Dafür hatten im vierten Durchgang erneut vier Asse des TSV sowie sieben Eigenfehler der Grimma Volleys gesorgt. Für die Binder Blaubären begann das anspruchsvolle Wochenende mit einem ersten Dreier. Gleichzeitig konnte Flacht auch Revanche für das Gastspiel in Grimma in der Vorsaison nehmen, als man am letzten Spieltag in der Muldentalhalle unterlag und somit die Chance versäumte, aus eigener Kraft frühzeitig den Klassenerhalt klarzumachen. In doppelter Hinsicht also ein moralischer Erfolg für die Binder Blaubären Flacht.
MVP Neuhaus macht Grimma erneut das Leben schwer
Für die ESA Grimma Volleys war Frauke Neuhaus eine klare Nummer zu groß. Mit 29 Punkten war sie nicht nur Flachts Topscorer, sondern sammelte auch die meisten Zähler aller Spielerinnen auf dem Feld. Satte 48 % ihrer Angriffe führten zu Punkten, hinzu kamen drei starke Asse und weitere drei Blockpunkte. Folgerichtig zeichnete Jorge Munari die 31-Jährige, die von den Kommentatoren des Livestreams nur ehrfürchtig „Nummer elf“ genannt wurde, wie schon im Hinspiel als beste Spielerin der Partie aus. Nach 13 Auszeichnungen in der Vorsaison war die Medaille in Grimma bereits die insgesamt zehnte für Neuhaus in der laufenden Spielzeit. Nicht nur baute die langjährige Erstligaspielerin damit ihren Vorsprung in der ewigen Wertung der 2. Bundesliga Pro weiter aus, sie schob sich im Rennen um die Saison-MVP-Krone auch wieder um eine Medaille vor Vilsbiburgs Cayetana López Rey auf den ersten Platz. Mit entsprechendem Rückenwind zogen die Flachter auf ihrer Kaperfahrt weiter gen Osten, denn am Sonntag wartete das nächste Opfer auf die Blaubären.
Dresden zwischen entspannter Personalsituation und schmerzhaften Ausfällen
Eine Übernachtung später durften die Schwarz-Blauen sich erneut beweisen. Aus der sächsischen Provinz ging es weiter in die Landeshauptstadt. Hier wartete mit dem VC Olympia Dresden ein junges Team, das in der 2. Bundesliga Pro außer Konkurrenz antritt, um den vielversprechenden Talenten aus der Akademie des Erstliga-Vereins Dresdner SC Spielpraxis auf höchstem Niveau zu ermöglichen. Bevor die Top-Talente am Dienstag zum Trainingslager ins türkische Istanbul aufbrechen, stand das Duell mit den Blaubären an, welches in der Hinrunde noch deutlich mit 3:0 an den VCO gegangen war. Die dezimierten Flachter wollten sich dafür natürlich revanchieren, die deutlich breiter aufgestellte Mannschaft von Andreas Renneberg wollte dagegen halten. Doch auch die Gastgeber mussten sich im Verzicht üben. Mit Mittelblockerin Florentine Rosemann und Außenangreiferin Teresa Ziegenbalg, die kürzlich in die erste Liga zur ersten Mannschaft, dem DSC, gewechselt war, fehlten auch hier wichtige Stützen. Allein Ziegenbalg hatte in der laufenden Spielzeit bereits sieben MVP-Medaillen im Trikot des VCO gesammelt, Bestwert bei den Dresdnerinnen.
Chrissi Werner von Beginn an gefährlich
In den tiefblauen Trikots begann der TSV Flacht schwungvoll. Saskia Lenk erzielte den ersten Punkt per Ass für die Gäste aus dem Süden. Aber das junge VCO-Team zeigte sich mutig und arbeitete sich schnell ins Spiel. Große Schwierigkeiten bereitete der Flachter Defensive vor allem Mittelblockerin Mette Marleen Pfeffer. Die 1,90 Meter große Nummer zwölf führte ihr Team von Punkt zu Punkt, Dresden konnte sich zwischenzeitlich mit fünf Zählern Vorsprung komfortabel absetzen. Die Blaubären waren jedoch fest entschlossen, den Doppelspieltag mit der vollen Punkteausbeute zu beenden. Flachts späte Führung, durch zwei Asse der aufschlagstarken Chrissi Werner erzielt, zwang VCO-Coach Renneberg beim Stand von 17:19 zu einer Auszeit. Davon unbeeindruckt versenkte Werner direkt das nächste Ass, der TSV begab sich auf die Siegerstraße. Nach einer erneuten Aufholjagd des VCO Dresden nahm sich die junge Mannschaft mit zwei Bällen ins Aus selbst die Chance, den Satz noch zu drehen. Julia Cedeño holte mit einem Ass den ersten Satzball, den sie jedoch selbst im Netz versenkte und anschließend noch einen Ball ins Aus schlug. Doch ausgerechnet die so starke Mette Marleen Pfeffer schickte den nächsten Aufschlag ebenfalls ins Feldaus und besiegelte Flachts ersten Satzgewinn. Die Blaubären waren auf Kurs Auswärtssieg.
Nachwuchsspielerin entscheidet Satz Nummer zwei
Mit einem Knalleffekt starteten die Blaubären in Satz zwei. Frauke Neuhaus zimmerte einen Ball zum ersten Punkt ins gegnerische Feld, Hanne Binkau stellte einen geschickten Einzelblock und stellte die Weichen bereits früh im Spiel. Die Blaubären hatten das Spiel mittlerweile gut im Griff, Andreas Renneberg wurde nach einem doppelten Ass von Chrissi Werner beim Rückstand von 5:13 zur Auszeit gezwungen. Auch wenn Dresden im Anschluss wieder punkten konnte, blieb der TSV die treibende Kraft der Partie. Sumeja Bristina erzielte auf besonders kluge Weise zwei weitere Punkte, indem sie den Ball unerreichbar für Dresdens Defensive im Drei-Meter-Raum platzierte. Damit ließ sie Flachts Vorsprung weiter anwachsen. Beim Stand von 19:7 schickte Nico Reinecke dann die junge Nika Jelenic auf das Feld. Nachdem sie in Grimma nicht zum Zuge gekommen war, sollte sie nun helfen, die verbleibenden sechs Punkte einzutüten. Als die Kroatin beim Stand von 23:12 zum Aufschlag antrat, hatte sie die Gelegenheit quasi auf dem Silbertablett. Frei von Nervosität nutze sie diese Situation mit Bravour aus und schlug ihre Blaubären mit zwei Assen zum souveränen Satzgewinn. Mit 25:12 hatte der TSV den jungen Dresdner Talenten deutlich die Grenzen aufgezeigt, dafür hatte man gerade einmal 17 Minuten gebraucht. Während Nico Reinecke mit seiner Einwechslung von Nika Jelenic, die übrigens der einzige Wechsel der Blaubären im gesamten Spielverlauf blieb, ein goldenes Händchen bewies, griffen die vier Wechsel, die Renneberg im zweiten Satz vornahm (gegenüber keinem Wechsel in Satz eins), deutlich weniger. So ging Flacht mit einer deutlichen Führung in den dritten Satz und hatte die Entscheidung in der eigenen Hand.
Werner außer Rand und Band
Mit dem Rücken zur Wand ging der VCO in den dritten Satz, der die letzte Chance für die junge Mannschaft bot, aus dem Spiel noch etwas Zählbares mitzunehmen. Die ersten drei Punkte sicherten sich die Gastgeber, ehe Flacht begann, mehr Druck auf den Gegner auszuüben. Die erste Führung für die Blaubären entstand beim 6:5 aus Flachter Sicht. Doch Dresden blieb weiterhin stark, hielt bis zum 10:10 tapfer mit. Ab diesem Zeitpunkt brachten sich die Blaubären immer weiter in Front, Renneberg holte seine Schützlinge beim Rückstand von 11:15 und 11:17 in die Auszeit. Es half jedoch alles nichts, zu stark waren die Gäste aus Flacht. Frauke Neuhaus schlug den jungen Spielerinnen mit gewohnter Urgewalt die Bälle um die Ohren, Julia Cedeño zeigte ihre starken Annahme-Fähigkeiten und Chrissi Werner zeigt eine Leistung wie von einem anderen Stern. Waren die Blockpunkte und Einbeiner-Angriffe von Flachts Nummer vier noch nicht genug, schockte sie Dresden erneut mit ihren Assen, für die der Kommentator des Livestreams einen Waffenschein forderte und sie als „eine Klasse für sich“ beschrieb. Drei Asse in Folge schenkte sie dem Gastgeber ein, beim 21:15 war Sally Marie Marong chancenlos gegen die Kraft in Werners Schlag, beim anschließenden Punkt platzierte Werner den Ball unerreichbar für Zoe Albert im hinteren Eck des Feldes. Auch Libera Emilia Schaarschmidt konnte den wuchtigen Ball nicht kontrollieren, Werners gefürchtete Aufschläge führten Flacht zum ersten von acht Matchbällen. Es wurde der zweite, der die Entscheidung herbeiführen sollte. Erneut war Mette Marleen Pfeffer der Unglücksrabe auf Dresdner Seite. Die 19-Jährige lieferte ein starkes Spiel ab, für welches sie im Nachgang auch mit der MVP-Medaille belohnt wurde und hatte entscheidenden Anteil am starken Mithalten ihrer Mannschaft, doch wie schon im ersten Satz unterlief ihr der entscheidende Fehler, der den Satz und somit das Spiel zugunsten der Binder Blaubären Flacht beschloss. Mit dem deutlichen 3:0-Erfolg leisteten die Flachter Damen nicht nur klare Wiedergutmachung für die Pleite im Hinspiel, sondern sammelten wichtige weitere Punkte und brachten das doppelte Wochenende zu einem gelungenen Abschluss.
Statistik zeigt Flachter Dominanz
Auch die Zahlen des Spiels lasen sich in beeindruckender Manier pro Flacht. Spannend war etwa die Verteilung der erzielten Punkte durch die Spielerinnen im tiefblauen Trikot. Hatte Frauke Neuhaus am Vorabend in Grimma mit ihren 29 Punkten noch mehr als doppelt so viele Punkte gesichert wie die zweitbeste Flachterin (Julia Cedeño mit 14), stand sie gegen Dresden erst zum zweiten Mal in dieser Saison nicht als beste Punktesammlerin der Blaubären in der offiziellen Statistik. Was zuvor Pauline Kemper im Hinspiel gegen Grimma gelungen war, schaffte nun Hanne Binkau, die damit erstmals in einem Spiel für die Blaubären als Topscorer vom Platz ging. Mit 14 Punkten lag sie allerdings nur einen Punkt vor den beiden Zweitplatzierten (Neuhaus und Werner mit jeweils 13), was die Ausgeglichenheit im Flachter Spiel verdeutlichte. Der Block der Blaubären stand auch in Abwesenheit von Julia Schneider und Britta Schammer unüberwindbar und sicherte den Blaubären ganze zehn Punkte, die meisten gingen auf das Konto von Hanne Binkau (vier). Der VCO Dresden schaffte es in dieser Statistik nur auf zwei Zähler, eine Diskrepanz, die sich durch weitere Statistiken zog. Auch in der Annahme präsentierte sich der TSV felsenfest. Julia Cedeño, die mit 21 die meisten Annahmen für Flacht verzeichnete, leistete sich einen einzigen Annahmefehler. Es war nicht nur ihr einziger, sondern der einzige Annahmefehler aller Blaubären im ganzen Spiel. Im Vergleich dazu unterliefen den Gastgebern in der Annahme satte 17 Missgeschicke. Besonders beeindruckend auch: jede Spielerin, die für Flacht zum Aufschlag antrat, erzielte mindestens ein Ass. Nika Jelenic verzeichnete hierbei mit 100 % die beste Quote, die meisten Asse schaffte Chrissi Werner (acht). Flachts Mittelblockerin war es auch, die nach dem Spiel mit der goldenen MVP-Medaille geehrt wurde, nach dem Heimsieg gegen Berlin in der Vorwoche sicherte sie sich damit zum zweiten Mal diesen Titel.
Jugend forscht bei den Flachter Blaubären
Den Ausfall etlicher wichtiger Spielerinnen wollten die Binder Blaubären keinesfalls als Ausrede nutzen. Vielmehr gab Flachts Cheftrainer den jungen Nachwuchstalenten Sumeja Bristina und Nika Jelenic die Chance, ihr Können auf der großen Bühne zu zeigen. Nika Jelenic hatte dabei einen kurzen, aber spektakulären Auftritt, als sie in der Schlussphase des zweiten Satzes gegen Dresden für Hanne Binkau ins Spiel kam und unter anderem mit zwei Assen den Satzgewinn für die Blaubären sicherte. Stolz äußerte sich die junge Kroatin über ihren Einsatz: „Es war richtig cool. Es hat mich richtig gefreut, dass ich die Chance bekommen habe, zu spielen. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“ Noch mehr gefordert war Mittelblockerin Sumeja Bristina. Nachdem die 18-Jährige im Hinspiel gegen Grimma mit einem Kurzeinsatz debütiert hatte, spielte sie nun beide Spiele über die volle Distanz. Ihre Zahlen lesen sich beachtlich. Gegen Dresden erzielte sie stolze sechs Punkte, erreichte dabei eine perfekte Quote mit drei von drei genutzten Angriffen. Insgesamt schlug sie fünf Asse (zwei gegen Grimma, drei gegen Dresden) und zeigte eine äußerst reife und abgeklärte Leistung auf dem Feld. „Vor dem Wochenende wusste ich, dass ich die beiden Spiele durchspielen werde, was mich anfangs etwas nervös gemacht hat. Aber wichtig ist diese Nervosität nicht in Angst, sondern in Mut umzuwandeln. Sobald ich auf dem Feld stand, waren alle Zweifel weg. Ich hatte einfach nur Bock auf das Spiel, was man an meinem Dauerlächeln bestimmt gesehen hat“, sagte die junge Spielerin nach der Partie beim VC Olympia und grinste über beide Ohren. „Das Gefühl auf dem Feld zu stehen vor so lauten Fans und dann Punkte zu machen, ist richtig schön“, erklärte die Nachwuchsspielerin, die während der Spiele immer wieder lautstark den Kontakt zum mitgereisten Anhang suchte. „Schlussendlich kann ich nur sagen, dass es ein super tolles Wochenende war, es war unglaublich. Die Erfahrung war echt cool und ich bin dem kompletten Team sehr dankbar dafür“, ergänzte Bristina und betonte abschließend, dass die gemeinsame Teamleistung ausschlaggebend für den deutlichen Erfolg der Binder Blaubären Flacht an diesem Wochenende gewesen ist. Nico Reinecke hat deutlich gemacht, dass er dem Flachter Nachwuchs die Chance gibt, sich zu zeigen. Die beiden Jugendspielerinnen haben diese Chance mehr als genutzt und sich als verlässliche Alternativen zu den etablierten Bundesliga-Kräften präsentiert.
Top drei: TSV setzt Ausrufezeichen
Sechs Punkte holen die Flachter Blaubären aus Ostdeutschland ab. Damit setzt das Team aus dem Heckengäu ein krachendes Ausrufezeichen im Kampf um die obersten Tabellenränge. Nachdem man in der Vorsaison die Muldentalhalle sowie die Schulsporthalle des Schulsportzentrums punktlos wieder verlassen hatte, ließ der TSV nun keinen einzigen Zähler zurück, gab lediglich den ersten Satz in Grimma ab. Sechs Punkte mehr bedeutet für die Blaubären nun satte 38 Zähler auf dem eigenen Konto, in 13 der gespielten 19 Spiele ging Flacht als Sieger vom Platz. In der Tabelle untermauert man nun, was am vorigen Samstag schon kurzzeitig Realität wurde. Die Binder Blaubären Flacht haben den dritten Platz in der 2. Bundesliga Pro erobert und setzen sich damit hinter den beiden enteilenden Spitzenteams aus Borken und Vilsbiburg in den Top drei fest. Sowohl die Konkurrenz aus Köln (in Berlin) als auch aus Straubing (gegen Essen) erledigten ihre Aufgaben am Samstagabend mit einem glatten 3:0. Nachdem beide mittlerweile wie die Blaubären bei 19 gespielten Begegnungen angelangt sind, stehen für Köln 36 Punkte zu Buche, für Straubing 33. Dahinter folgen die BayerVolleys Leverkusen. Das Team vom Bayer-Kreuz hinkt noch hinterher, was auch daran liegt, dass Leverkusen erst auf 16 absolvierte Spiele zurückblicken kann. Am Sonntag hatte das Team von Trainer Dirk Sauermann die Chance, mit NawaRo Straubing in der Punktebilanz gleichzuziehen, der ETV Hamburg zerschlug diese Pläne durch einen 3:0-Triumph in der Ostermann-Arena jedoch krachend. Damit bleibt der TSV Flacht bis mindestens zum kommenden Wochenende eine der drei besten Mannschaften der Liga und eine der zwölf besten in Deutschland. Der nächste Samstag bringt das nächste Topspiel, Flacht reist zum ärgsten Verfolger nach Köln und hat die Chance, mit dem nächsten Dreier den Vorsprung auf fünf Punkte zu steigern.
Wir gratulieren unseren Binder Blaubären zu diesem fantastischen Doppel-Erfolg und wünschen viel Erfolg für die weiteren Spiele. Außerdem wünschen wir dem VCO Dresden ein erfolgreiches Trainingslager in der Türkei, welches die Mannschaft durch Spenden finanziert, zu denen auch die Blaubären-Familie gerne beigetragen hat.
Text: Flemming Nave
Foto: Binder Blaubären Flacht