Binder Blaubären mit Arbeitssieg: Flacht ringt Berlin nieder

Februar 10, 2025

Es wurde ein zähes Spiel in der Heckengäusporthalle. Nach einem Anfang zum Vergessen sah vieles nach einem gebrauchten Abend aus. Doch die Blaubären drehten auf und drehten damit auch das Spiel gegen den Aufsteiger aus der Bundeshauptstadt.

 

Flacht stark dezimiert

Wieder mal war der Boden in der Bärenhöhle erfolgreich warmgespielt worden. Flachts zweite Herrenmannschaft hatte am Vormittag zwei Spiele unter Bundesliga-Bedingungen absolviert und die vollen sechs Punkte eingefahren. Auch die vierte Flachter Damenmannschaft hatte mit 3:2 auswärts gewonnen, in beeindruckender Manier gewannen die Blaubären den Tiebreak mit 15:0. Die Voraussetzungen für einen Erfolg von Flachts erster Damenmannschaft hingegen standen unter einem weniger guten Stern. In Flacht grassierte eine Krankheitswelle, hatte das Orga-Team der Blaubären stark dezimiert und machte auch vor der Mannschaft nicht Halt. Ganze sieben Spielerinnen fehlten dem TSV Flacht, darunter etwa die verletzten Pauline Kemper und Johanna Resch und die für die Jugend-Mannschaft aktiven Sumeja Bristina und Ida Mayer. Auch Julia Schneider, Sara Marjanovic und Alina Stäbler standen den Blaubären nicht zur Verfügung. Vor allem der Ausfall von Stamm-Libera Stäbler, die in dieser Saison noch kein Spiel und nur wenige Ballwechsel verpasst hatte, zwang Nico Reinecke zum Umdenken. Der Coach stellte seine Außenangreiferin Leonie Büdenbender als Libera auf, die bereits in der 1. Bundesliga für den VC Wiesbaden Erfahrung auf dieser Position gesammelt hatte. Die lang verletzt gewesene Nummer 10 sollte den Ausfall Stäblers kompensieren.

 

Schwieriger Auftakt für die Blaubären

Der Abend begann für den TSV mit einem Satz zum Vergessen. Berlin fand deutlich besser in die Partie, setzte sich früh im Spiel deutlich ab. Teilweise konnten sich die Gäste mit über zehn Punkten Vorsprung absetzen. Im ersten Durchgang verwandelten die Berliner ganze vier Asse, zwangen Flacht zu sechs Fehlern. Erst spät kämpften sich die Flachter in die Partie und konnten ganze drei Satzbälle abwehren. Am Ende ging der Satzgewinn dennoch deutlich mit 25:16 an den Gast. Für die geplante Revanche waren dies nicht die besten Vorzeichen.

 

Flacht fängt sich wieder

Nach der kalten Dusche zu Beginn hatten die Blaubären spätestens mit der Endphase des ersten Spielsatzes ihre Wettkampfform erreicht. Nico Reinecke nahm im ganzen Spiel keinen Wechsel vor. Bestehend aus den Diagonalen und Außenangreiferinnen Frauke Neuhaus, Hanne Binkau und Kapitänin Julia Cedeño, Zuspielerin Saskia Lenk sowie den beiden Mittelblockerinnen Britta Schammer und Chrissi Werner, ergänzt um Leonie Büdenbender als Libera spielten sich Stück für Stück in die Partie. Der Start in den zweiten Satz gehörte den Flachtern, dieses Mal holten die Schwarz-Blauen den Vorsprung. Doch Berlin gab sich noch nicht auf, kam nochmal zur Satzmitte in gefährliche Nähe. Das ließen die Blaubären jedoch nicht zum Problem werden und zogen gegen Ende des Satzes wieder davon. Beim Stand von 22:17 trat schließlich Chrissi Werner zum Aufschlag an. Ein Annahmefehler, ein direkt versenktes Ass und mit dem ersten Satzball erneut ein Annahmefehler der Berliner, waren die Folge. Chrissi Werner hatte mit einer fulminanten Schluss-Serie den Satzgewinn eingetütet, den Ausgleich für ihre Mannschaft erzielt und gleichzeitig das Publikum in der Halle endgültig angezündet.

 

Atmosphäre in der Halle setzt Berlin zu – Werner glänzt wieder

Die Zuschauer in der Bärenhöhle waren von dieser starken Rückkehr ihrer Mannschaft hellauf begeistert, es wurde immer lauter in der Halle. Trotzdem war Berlin noch nicht am Ende, im dritten Satz hielten die Hauptstädter lange tapfer mit, zwischenzeitlich nahm Nico Reinecke beim 15:12 für den Gegner noch eine Auszeit. Doch die immer lauter werdenden Fans zweifelten nicht am Sieg der eigenen Mannschaft, die erdrückende Geräuschkulisse zwang Berlin zu immer mehr Fehlern, ganze zehn unterliefen dem Abstiegskandidaten allein im laufenden Satz. Nachdem Flacht durch einen erzwungenen Blockfehler der Gäste mit 19:18 in Front ging, war es erneut Zeit für den Auftritt von Chrissi Werner. Erneut versenkte die Mittelblockerin zwei Asse und sorgte insgesamt für eine Serie von vier Punkten, die die Binder Blaubären in eine komfortable Ausgangssituation brachte. Einen Punkt konnten die Berliner jedoch noch sammeln, weshalb der erste Satzball dieses Mal an Saskia Lenk ging. Die Zuspielerin setzte den Aufschlag auf die Netzkante, der Ball fiel auf Seiten der Berliner und war für den BBSC nicht mehr zu verteidigen. Erneut führte ein Ass zum Satzgewinn, die Blaubären hatten das Spiel gedreht und nahmen nun Kurs auf den nächsten Heimsieg.

 

Der TSV dominiert den Endspurt

Der so wichtige vierte Satz begann, der für die Blaubären die Chance auf die vollen drei Punkte bedeuten sollte. Es begann erneut mit einer zähen, langen Rallye, an deren Ende Hanne Binkau den Ball am Berliner Block vorbei unten im Feld der Gäste versenkte und den Satz gleich in die richtige Richtung für ihre Blaubären lenkte. Der vierte Satz sollte der kürzeste Satz des Spiels werden, denn die Blaubären ließen mittlerweile keinen Zweifel mehr an der eigenen sportlichen Überlegenheit erkennen. Den wuchtigen Angriffen hatte Berlin nichts mehr entgegenzusetzen, auch die eigenen Fehler blieben zahlreich. Saskia Lenk sorgte mitten im Satz für Furore, als sie den Gästen gleich vier Asse einschenkte, davon sogar drei in Serie. Flachts Vorsprung wuchs zwischenzeitlich auf satte zehn Zähler an, Berlin schaffte es nur knapp in den zweistelligen Punktebereich und musste sich schließlich mit einem deutlichen 25:12 den übermächtigen Hausdamen geschlagen geben. Nach einem holprigen Start hatte der TSV Flacht den aufmüpfigen Gast aus der Bundeshauptstadt in beeindruckender Manier doch noch in die Knie gezwungen und den nächsten Heimsieg in der ausverkauften Heckengäusporthalle II gesichert.

 

Heimsieg-Garantin erhält MVP-Medaille

Aus einer dezimierten Flachter Mannschaft taten sich gleich mehrere Akteurinnen als potenzielle MVP hervor. Britta Schammer stellte satte fünf Blocks gegen den BBSC, keine Spielerin auf dem Feld schaffte mehr. Saskia Lenk glänzte mit starkem Zuspiel und ganzen sechs Assen. Aushilfs-Libera Leonie Büdenbender überzeugte mit starker Feldabwehr. Und im Angriff waren Frauke Neuhaus und Julia Cedeño erneut nicht zu bremsen. Berlins Trainer Jens Tietböhl wählte jedoch eine andere aus. Er vergab die Medaille an Flachts zweitbeste Punktesammlerin, die unter anderem mit fünf Assen und drei Blockpunkten den Weg zur Niederlage seiner Mannschaft bereitet hatte. Erstmals in der laufenden Saison erhielt Chrissi Werner die Auszeichnung als beste Flachter Spielerin. Nachdem sie in der Vorsaison die zweitmeisten Medaillen aller Blaubären erhalten hatte (drei), erhielt sie vor heimischem Publikum erstmals in der 2. Bundesliga Pro eine Goldmedaille.

 

Trainer lobt mental starke Blaubären

Die Personalsorgen der Binder Blaubären hatten durchaus Einfluss auf den Spielverlauf, wie Nico Reinecke betonte. „Ich denke, wir haben einfach durch die etwas neue Konstellation mit Leo [Büdenbender, A.d.R.] als Libera etwas gebraucht, um reinzukommen“, gab der Coach im Nachgang an die Begegnung an. „Da waren einfach Bälle dabei, wo dann nicht klar war, wann wer an den Ball geht“, fügte er an und unterstrich die Wichtigkeit der etablierten Libera Alina Stäbler für das Spiel seiner Mannschaft. „Wir haben im ersten Satz also Schwierigkeiten gehabt die Annahme zu halten und dadurch sind wir auch nicht so gut ins Angriffsspiel gekommen“ führte der Trainer die Schwierigkeit des ersten Satzes weiter aus. Im ersten Durchgang lag Flachts Annahmequote nur bei 25 %, im dritten Satz hatte man diese Zahl auf über 50 % erhöht. „Wir waren dann vor allem auch im Aufschlag disziplinierter und haben dem Matchplan umgesetzt“, erklärte Reinecke den Aufschwung seines Teams. Die Mentalität seines Teams, die Flacht in dieser Saison schon öfter den Sieg gesichert hatte, war für den Chefcoach auch in diesem Spiel ein nicht unwichtiger Faktor. „Letztlich schön zu sehen, dass die Mannschaft auch mental so stark ist, dass sie wieder zurückkommt und wir dann das Spiel auch phasenweise dominieren“, äußerte sich ein durchaus zufriedener Nico Reinecke.

 

Flacht bleibt Teil der Spitzengruppe

Die Binder Blaubären Flacht untermauern mit diesem Sieg gegen einen durchaus schwierigen Gegner ihre Ambition, eine der Top-Mannschaften der Liga zu sein. Zumindest vorübergehend gelang sogar der Sprung auf den dritten Tabellenplatz, da NawaRo Straubing im Parallelspiel gegen Bayer Leverkusen verlor. Da am Sonntag die DSHS SnowTrex Köln einen ungefährdeten Sieg gegen den SSC Freisen holte, muss der TSV Flacht vorerst mit dem vierten Rang vorliebnehmen. Durch die deutliche Niederlage der Leverkusener am Sonntag in Straubing (0:3) kann Flacht die Bayer Volleys auf Abstand halten. Am kommenden Wochenende wartet die nächste Herausforderung auf die Binder Blaubären. Mit zwei Auswärtsspielen in Grimma und Dresden wartet die nächste Hürde. Aber die Flachter Blaubären haben gezeigt, dass sie bereit sind, jede Hürde zu nehmen.

 

Wir gratulieren unserer Mannschaft zu diesem fantastischen Heimsieg! Wir wünschen unserer Mannschaft viel Erfolg auf der Reise am nächsten Wochenende und allen Erkrankten und Verletzten eine gute Genesung!

 

Text: Flemming Nave
Foto: Gerhard Heermann

 

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