Das neue Jahr in der heimischen Blaubären-Höhle beginnt für die Binder Blaubären des TSV Flacht so erfolgreich wie das letzte endete. Gegen die Allbau Volleys Essen tat sich die Mannschaft phasenweise schwer, nahm die Herausforderung dennoch souverän. Neue Rekorde inklusive.
Neues Jahr startet positiv
Für die Blaubären Flacht startete das Jahr in doppelter Hinsicht in der Heckengäusporthalle Weissach. Bereits am Vormittag hatte sich die zweite Damenmannschaft des TSV eingefunden, um ihre ersten Spiele in 2025 im Bundesliga-Tempel der Binder Blaubären zu bestreiten. Die Aura der Bärenhöhle wirkte, Flachts Zweite gewann beide Spiele. Ein guter Grundstein für die erste Mannschaft. Bis auf Johanna Resch sowie Ida Mayer und Sumeja Bristina, die beide für die zweite Mannschaft im Einsatz waren, konnte Trainer Nico Reinecke personell aus dem Vollen schöpfen. Dazu war die Halle mit 371 Zuschauern wie üblich voll besetzt, die Fans fieberten dem Jahresauftakt entgegen. Als Tabellenfünfter gingen die Blaubären gegen die abstiegsbedrohten Essener zudem als Favorit in die Begegnung. Kurzum, alles war angerichtet für ein großartiges Volleyball-Fest. Welches die Mannschaft in den blauen Trikots auch abliefern sollte.
Essen wehrt sich
Die Gäste aus dem Ruhrgebiet schienen sich der eigenen prekären sportlichen Situation durchaus bewusst zu sein. Kapitänin Carlotta Strubbe und ihre Mitstreiterinnen zeigten sich von Anfang an kämpferisch und wollten den Flachtern keinesfalls kampflos die Punkte überlassen. Bereits der erste Satz war lange umkämpft, doch Flacht übernahm früh das Heft des Handelns. Die tapfer ankämpfenden Allbau Volleys schafften es nicht, den Gastgeber ernsthaft zu verunsichern. Auch Nico Reinecke ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, nahm keine Auszeit im ersten Satz. Letztlich sicherten sich die Blaubären mit 25:18 den Satzgewinn und stellten bereits nach 22 gespielten Minuten die Weichen für einen perfekten Jahresstart.
Flacht kommt immer besser in die Partie
Trotz des bitteren Auftaktes blieben die Gäste weiterhin bissig. Die TSV-Damen ließen sich jedoch weiterhin nicht beirren und spielten konsequent ihr Spiel weiter. Mehr und mehr machten die Hausdamen deutlich, wie die Rollenverteilung in dieser Partie sein sollte. Mit 25:17 ging auch Satz 2 an die Blaubären, die sich somit bereits einen Zähler zum Jahresauftakt sichern konnten. Nun war die Mannschaft natürlich kurz davor, auch den Dreier einzutüten und Essens schwarze Serie ohne auswärts gewonnenen Satz zu verlängern. Die „Pottperlen“ sollten es der Mannschaft aus dem Heckengäu jedoch nochmal besonders schwer machen.
Flacht beweist erneut Mentalität – Aufschlagfehler entscheiden die Partie
Denn völlig überraschend ging der Außenseiter im dritten Satz nicht nur in Führung, sondern konnte diese teilweise sogar auf bis zu 5 Punkte ausbauen. Beim 13:13 waren die Flachter dann wieder da, der Ausgleich für die Heimmannschaft. Ab diesem Zeitpunkt drehten die TSV-Damen den Spieß um, gingen jetzt selbst in Front und bauten den Vorsprung ebenfalls aus. Doch wer den Gast schon geschlagen gesehen hatte, sollte erneut eines Besseren belehrt werden. Bis auf einen Zähler arbeiteten sich die Allbau Volleys nochmal an die Blaubären heran, beim 20:19 war Essen nah daran, die Blaubären durch einen Ausgleich in Bedrängnis zu bringen. Deren Coach entschied sich daraufhin für eine Auszeit, um den beflügelten Gästen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Diese Maßnahme zahlte sich postwendend aus, denn den nächsten Aufschlag setzte Essens Ines Rösner ins Netz. Es war ihr einziger Aufschlagfehler im gesamten Spiel, aber einer, der durchaus vorentscheidenden Charakter haben sollte. Wenngleich es nicht der letzte Aufschlagfehler mit Entscheidungscharakter sein sollte. In der Folge verteidigte der TSV Flacht seine Führung, das 24:21 fiel dann erneut durch einen Essener Aufschlagfehler, dieses Mal von Josefine Meiser, die den Ball über die Flachter Feldhälfte hinaus schickte. Die Blaubären durften zum ersten Matchball antreten. Doch dieses Mal war es Britta Schammer, die den Ball ins Netz schlug und somit den ersten Satzball vergab. Erneut wechselte der Aufschlag und zum dritten Mal in Folge unterlief dabei ein Fehler. Besonders bitter: Lara Loose war für den Aufschlag eingewechselt worden und versenkte ihn wie zuvor Schammer in den Netzmaschen. Das 25:22 besiegelte einen makellosen 3:0-Sieg zum Auftakt in das Jahr 2025 für die Binder Blaubären. Die Mannschaft hatte sich auch von Essens Kampfeinsatz und ihren Aufholjagden nicht irritieren lassen und wie so oft in dieser Saison wieder mal gezeigt, dass die in der Vorsaison noch teilweise mangelnde Mentalität in dieser Saison eine absolute Stärke des Teams geworden ist.
Julie Teso glänzt mit Leistung und Bescheidenheit – Begeisterung über Flachter Fans
Zum zweiten Mal in Folge durfte sich Zuspielerin Julie Teso wie auch schon gegen Dingolfing im Dezember mit der goldenen MVP-Medaille krönen. Die luxemburgische Nationalspielerin erhielt in der Partie den Vorzug vor Saskia Lenk und spielte bis zum Schluss durch. Sie brillierte erneut mit starken Zuspielen und setzte ihre Mitspielerinnen gewohnt gekonnt in Szene. Darüber hinaus sorgten auch ihre 14 fehlerfreien Aufschläge, die ihrer Mannschaft auch zu einem Punkt verhalfen, für reichlich Alarm auf der Essener Feldseite. „Ich denke, das war ein gutes Spiel, um ins neue Jahr zu starten. Wir haben das abgerufen, was wir uns vorgenommen haben und ich bin stolz darauf, dass wir das als Team konsequent durchgezogen haben bis zum letzten Punkt“, sagte Teso im Nachgang an die Begegnung. Besonderen Fokus auf ihre eigene Glanzleistung wollte die 26-Jährige allerdings nicht: „Natürlich freut man sich darüber, aber im Endeffekt gewinnst und verlierst du als Team, deshalb ist es meiner Meinung nach eher zweitrangig“, gab sie an und lenkte das Augenmerk nicht nur auf ihre Mitspielerinnen, sondern auch auf das Publikum auf den Rängen. Die international erfahrene Zuspielerin zeigte sich nach ihrer ersten Halbserie im blauen Trikot bereits begeistert von den Fans ihrer Mannschaft: „Man merkt, dass die Fans immer hinter uns stehen, uns immer auch tragen. […] Man sieht, dass die Fans einfach auch mit Feuereifer dabei sind und auch alles geben, das macht einfach super viel Spaß. […] Das kommt echt auch unten an und da sind wir super dankbar, dass so viele Fans uns anfeuern.“ Die Begeisterung in dieser Lobeshymne zeigt deutlich, welchen Einfluss Flachts Anhänger auch auf das Spielgeschehen und die Performance ihrer Mannschaft nehmen. Auch die aufseiten der Gäste ausgezeichnete Josefine Meiser schwärmte von der Stimmung in der Bärenhöhle, die sie als „super geil“ beschrieb.
Trainer sieht gutes Spiel und Luft nach oben
Ein solcher Auftakt freut natürlich auch Cheftrainer Nico Reinecke, der ein „solides Spiel“ sah: „Wir wussten, dass wir vor allem in der Abwehr gut agieren müssen und uns so die Punkte erarbeiten.“ Ein Vorhaben, das gelang. Vor allem Libera Alina Stäbler lieferte erneut eine Bestleistung, nach ihrer Auswechslung präsentierte sich auch Eigengewächs Valerie Sutterer in starker Verfassung. Ein perfektes Spiel wollte Reinecke allerdings nicht gesehen haben. „Wir waren sicherlich in allen Bereichen noch nicht ganz auf dem Leistungshoch und können das weiter ausbauen“, gab der Coach an, wollte dadurch jedoch das Resultat der Partie nicht kleinreden: „Aber in Anbetracht dessen, dass wir Essen noch nie 3:0 oder 3:1 geschlagen haben, also die volle Punktezahl erreicht haben, bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“ Nach den erfolgreichen letzten Monaten mit 5 Siegen aus 7 Spielen freut sich der Cheftrainer über die Fortsetzung der Erfolgswelle. „Für den Start ist das natürlich sehr gut für uns, sodass wir an die erfolgreichen Monate November und Dezember im Januar anschließen konnten.“
Flacht beißt sich in der Spitzengruppe fest und muss erneut auswärts antreten
Es ist längst keine Eintagsfliege mehr, die Binder Blaubären haben sich unter den Top-Mannschaften der 2. Bundesliga Pro festgesetzt und mit einer starken Leistung gegen die Allbau Volleys aus Essen diese Position erneut bekräftigt. Der letztjährige Fast-Absteiger hat sich mächtig gemausert und verteidigt seinen 5. Tabellenplatz. Durch diesen Erfolg schließen die Flachter Damen punktgleich zum Tabellenvierten aus Leverkusen auf. Da diese die Sporthochschule aus Köln am Samstagabend mit 3:2 besiegten, kann der TSV Flacht die Domstädter damit auf 4 Punkte distanzieren. Leverkusen war in der Vorsaison noch die Mannschaft, gegen die Flacht die meisten Punkte (4) sammeln konnte. Diese Bestmarke hat man nun gesteigert, erstmals gewinnen die Binder Blaubären Flacht in der 2. Bundesliga zweimal gegen denselben Gegner innerhalb einer Spielzeit. Auch die dadurch erreichten 5 Punkte stellen einen neuen Rekord dar, noch nie zuvor holte Flacht innerhalb einer Spielzeit mehr Zähler gegen eine Mannschaft. Ein weiterer Ausbau dieses Meilensteines muss jedoch noch auf sich warten lassen. Flacht reist am kommenden Samstag ins niedersächsische Vechta, um es mit dem VfL Oythe aufzunehmen. Dieser hatte im Hinspiel einen überraschend deutlichen 3:0-Sieg in der Bärenhöhle eingefahren, die Saisonbilanz kann Flacht maximal noch ausgleichen. Nico Reinecke analysierte den kommenden Gegner: „Gegen Oythe wartet ein taktisch gut eingestelltes Team, wo wir in der Hinrunde zu Hause mit unserer Leistung nicht zufrieden waren. Wir wollen in Oythe eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zum Hinspiel zeigen“.
Gegen die Roten Raben Vilsbiburg sieht es eine Woche später beim nächsten Heimauftritt wiederum genau anders aus. Das Hinspiel war mit 3:0 pro Flacht gewertet worden und hatte den Blaubären damit drei unerwartete Punkte beschert. Ein erneuter Heimsieg könnte die gegen Essen erreichte Bestmarke erneut überbieten und ein weiteres Ausrufezeichen in die Welt des Volleyballs senden.
Wir gratulieren unseren Binder Blaubären Flacht zu diesem gelungenen Jahresauftakt und wünschen viel Erfolg für das Spiel in Oythe!
Text: Flemming Nave
Foto: Nils Wüchner