STUTTGARTER ZEITUNG – Sport
Nr. 255 | Montag, 4. November 2024
Die Zweitliga-Volleyballerinnen haben ihre Talfahrt gestoppt und die ESA Grimma Volleys souverän 3:0 besiegt
Nach 81 Minuten machte sich Michael Kaiser auf einen Marathon, einen langen Marsch im Schulterklopfen. Der Manager der Binder Blaubären des TSV Flacht umarmte erst Sportdirektor Jan Lindenmair, er klopfte dann dem gesamten Trainerteam um Chefcoach Nico Reinecke aufs Kreuz und er drückte schließlich die meisten Spielerinnen des Volleyball-Zweitligisten herzlich. „Das war ein schöner und wichtiger Erfolg“, sagte Kaiser mit freudiger Stimme, in der viel Erleichterung mitschwang.
Nach einem guten Saisonstart mit zwei Siegen durchschritt die Mannschaft ein kleines Tränental in der Zweiten Liga Pro mit drei Pleiten in Folge – der souveräne und im Grunde ungefährdete 3:0 (25:13, 25:17, 25:22)-Triumph über den Tabellennachbarn aus Grimma war ein wichtiges Zeichen zur richtigen Zeit, die Trendwende herbeizuführen. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte daher
Sportdirektor Lindenmair, der entspannt nach dem Matchball am Rande des Spielfeldes saß und das freudige Treiben der Truppe um die wertvollste Spielerin Frauke Neuhaus beobachtete, „das war eine sehr ordentliche Vorstellung und ein positives Erlebnis.“
Ein gutes Zeichen im ersten Match des Heimspiel-Fünferpacks im November, wo die Achtelfinale-Partie im DVV-Pokal gegen den deutschen Meister und Pokalsieger Allianz MTV Stuttgart am kommenden Samstag folgt sowie die Ligaspiele gegen Snowtrex Köln (16.), VCO Dresden (17.) und SSC Freisen (23.) anstehen. „Dieser Erfolg war auch wichtig, um den Fans Appetit auf die nächsten Begegnungen zu machen“, sagte Michael Kaiser, der mit dem Besuch von 320 Zuschauern im Großen und Ganzen zufrieden war. Aber beim Blaubären-Manager gilt freilich das geflügelte Wort an der Wursttheke: Es darf gerne auch ein bisschen mehr sein.
Die knapp 90-minütige Darbietung am Samstag zur Primetime hatte was von einem unterhaltsamen TV-Krimi. Die Flachter Frauen mussten gegen das Team aus Sachsen etwas Zählbares abliefern, für Spannung war gesorgt. Schnell zeigte sich, dass Kommissar Blaubär diesen Fall würde lösen können. Im ersten Durchgang fand der TSV früh die Fährte, das Team arbeitete gewissenhaft in Annahme und aggressiv im Angriff – mit 25:13 war es sofort auf der richtigen Spur, die im zweiten Satz mit 25:17 vehement weiter verfolgt wurde. Im dritten Satz kam nochmal ein Kribbeln auf, als Grimma erstmals im Spiel mit 10:9 und 12:11 führte. Doch schließlich folgte mit 25:22 das erhoffte Happy-End für Mannschaft und Zuschauer.
„Wir haben Grimma mit Druck im Aufschlag nicht zur Entfaltung kommenlassen“, sagte Nico Reinecke, „wenn wir unser Leistungsvermögen abrufen, wird es schwer für jeden Gegner.“ Die Trainingsarbeit, in der verstärkt die Feldabwehr geübt worden war, hat Früchte getragen – die Blaubären waren stets präsent und retteten viele Bälle. „Wir wollten das 0:3 im ersten Heimspiel gegen Oythe gerade rücken“, sagte der Cheftrainer, „das ist gelungen.“ Auch das Wie dürfte den Fans Lust auf mehr gemacht haben –für den nächsten unterhaltsamen Samstagabend zur Primetime in der Heckengäusporthalle.
Text: Jürgen Kemmner
Fotos: Baumann